Heiligenhäuschen und Bildstöcke in Scharmede- Teil 2: Markus- Prozession

Die Markus- Prozession war ursprünglich eine heidnische römische Stadtprozession, die Robigalia, um die Götter gnädig zu stimmen. Die Laren beschützten die Felder und das Haus, Pales hütete die Weiden, Saturn die Saat, Ceres das Wachstum des Getreides, Pomona die Baumfrüchte und Consus sowie Ops die Ernte.

Als das Christentum Staatsreligion wurde (4. Jhd.), wandelten sich oft die heidnischen Bräuche in christliche (wie z.B. auch der Weihnachtsbaum) und die Bittgänge entstanden. Das zentrale Thema war, Gott um ein gutes Gedeihen auf den Feldern und Fluren zu bitten. Zufälligerweise fiel der Tag der alten Stadtprozession auf den Gedenktag des Heiligen Markus am 25. April, so dass sie nun den Namen dieses wichtigen Heiligen erhielt und so in das Brauchtum des Christentums einging.

Die Markusprozession fand bis 1904 in Gemeinschaft mit Thüle statt. Von der Thüler Kirche zog man gemeinsam zur Schulten-Linde, am Friedhof gegenüber des heutige Heiligenhäuschens Zur Schmerzhaften Mutter, hielt dort die Abschlussmesse und ging dann wieder getrennter Wege. 

Seit der Abspaltung von Thüle 1904 ist das Ziel der Markus-Prozession das Antoniushäuschen unter der Antoniuslinde, die 1980 einem Sturm zum Opfer fiel.

Auszug aus der Scharmeder Chronik 1904


„Am Markustage am 25. April d.J. ging unßer Hochwürdigster Herr Vicar Schäfers
mit einer großen Zahl Schulkinder und sehr starken betheiligten Erwachsenen zum
ersten Male die Markusprozession nach der alten Antonius Linde ins schöne grüne
Feld, und zwar zur großen Freude der ganzen Gemeinde.“ 

Mit der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil (1962-65) wurde sie offiziell für die Weltkirche abgeschafft. In vielen Ländern, Regionen und Orten hat sie sich allerdings bis auf den heutigen Tag erhalten.
In Scharmede führte am 25. April 2000 Pastor Heinz-Dieter Steilmann auf Anregung von Kilian Pötting und unterstützt vom Pfarrgemeinderat die Prozession mit anschließender Heiliger Messe an der Antoniuslinde wieder ein. Die Thüler Einwohner wurden eingeladen, an der Prozession teilzunehmen. Von beiden Kirchen zogen insgesamt 100 Gläubige zur Antoniuslinde. Im Anschluss an die Prozession feierten alle eine Abendmesse unter freiem Himmel.

Sie bildet heute den „Auftakt“ zu den Bittprozessionen des Frühlings und findet nur an Werktagen statt.

Ab dem Markustag kann auch der Wettersegen gespendet werden