Heiligenhäuschen und Bildstöcke in Scharmede- Teil 7: Fronleichnamsprozession
1904 erhielt Scharmede die Erlaubnis, eine eigene Fronleichnamsprozession abzuhalten. Entgegen der Peter- und- Paul- Prozession sollten sie nur im engen Kreis im Dorf abgehalten werden, aber wie allgemein üblich aus vier Stationen bestehen.
Am 2. Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche Fronleichnam. Das Wort „Fronleichnam“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ für „des Herren Leib“ ab. Offiziell heißt der Festtag „Hochfest des Leibes und des Blutes Christi“. In festlichen Prozessionen wird in einer Monstranz der Leib Christi durch die Straßen getragen. Zum Ende des Osterfestkreises symbolisiert sie das Ziehen durch die Zeit und die Heimkehr der Kinder Gottes in das himmlische Jerusalem
Aus der Chronik der Kath. Kirchen-Gemeinde Scharmede 1904
„Man beteiligte sich allgemein an den Prozessionen, und als die erste
Fronleichnamsprozession gehalten wurde, überbot der eine den andern im
Ausschmücken der Häuser und Straßen. Große und kleine Geschenke wurden
gemacht, um den Gottesdienst zu verherrlichen, und so konnte bei der ersten
Fronleichnamsprozession außer manchen andern Sachen ein neuer Baldachin
benutzt werden, welchen der Gastwirt Konrad Wiehmeyer gestiftet hatte zum
Preise von 750 Mark. Zur Anerkennung an den Geschenkgeber waren an den
Seitenbehängen außer den Bildern der hl. Apostel Petrus und Paulus dessen
Namenspatron, der hl. Konrad, und die Namenspatronin seiner Frau, die hl.
Katharina angebracht. Bei dieser Gelegenheit wurde auch zum ersten Male eine
neue wertvolle Schwenkfahne getragen, ein Geschenk des Knechtes Heinrich
Röhren, das 450 Mark kostete. Die Fahne führt auf der Vorderseite das Bild der
unbefleckten Empfängnis und auf der Rückseite das Bild der hl. Agnes mit dem
Lamme, letzteres als Anerkennung für den Geschenkgeber, der lange Jahre beim
Vorsteher Alpmann als Schäfer in Stellung gewesen war und sich dabei seine
Ersparnisse gemacht hatte.
Im Kleinen ist auch noch das Bild des hl. Heinrich angebracht. Auch zwei hübsche
Traglaternen wurden zum ersten Male mitgeführt, von Franz Voß gespendet“
Seit 2010 findet die Fronleichnamsprozession im jährlichen Wechsel mit Thüle statt, in Scharmede wird sie immer in geraden Jahren begangen.
Interessant ist auch, dass der Ablauf der Prozessionen durchaus sportliche Fitness der ehrenamtlichen Prozessionshelfer abverlangt. Während des Prozessionszuges läuten auf dem Weg von einer Station zur nächsten Station die Kirchenglocken feierlich . Dieses Glockengeläut wäre ohne manuelle Bedienung der Glockenanlage gar nicht möglich.
Zur Erledigung dieser Aufgabe gehört nicht nur das Ein- und Ausschalten der elektrischen Läuteanlage, sondern auch die Feststellung, zu welchem Zeitpunkt
die Prozession an den jeweiligen Stationen ankommt und wann sich der Prozessionszug nach der Anbetung wieder zur nächsten Station fortsetzt.
Während der Prozessionen fährt der Prozessionshelfer mit seinem Fahrrad in die Nähe der jeweiligen Station, um festzustellen, wann der Prozessionszug dort ankommt. Dann geht’s mit dem Fahrrad flott wieder zur Sakristei, um dort die Glocken abzustellen. Viel Zeit bleibt jetzt nicht, denn mit sportlichem Elan muss nachgeschaut werden, wann die Anbetung an der Station beendet ist. Sobald der Prozessionszug wieder in Gang kommt, muss der Prozessionshelfer bereits wieder in der Sakristei sein, um die Glocken anzustellen.
Die jeweiligen Stationen müssen also zweimal inspiziert werden. Bei der Peter-
und Pauls-Prozession ist das abgepasste Läuten noch viel schwieriger, weil der
Prozessionsweg am früheren Dorfrand entlang geht und somit wesentlich länger
ist. Dadurch bedingt liegen die Stationen nicht mehr in Nähe der Kirche. Damit der Prozessionshelfer auch bei dieser Prozession das Geläut passend ein- und ausstellen kann, ist ihm seine Ehefrau behilflich.(Chronik Scharmede,2023)
Die Stationen der Fronleichnamsprozession sind
- Kriegerdenkmal
- Heilige Familie
- Heiliger Josef
- Herz Jesu