Die Ursprünge:
Erstmalig urkundlich erwähnt wird Scharmede im Jahre 1015. Das Originaldokument ist nicht mehr vorhanden, aber durch eine Abschrift aus dem 12. Jahrhundert in einer Sammlung von Urkunden des Domarchivs überliefert. In dieser Abschrift wird Scharmede als Scharhem bezeichnet. Ältere Namensforschungen deuten die Silbe Schar als Anteil in der Mark oder Distrikt im gemeinsamen Wald. Neuerdings wird jedoch vermutet, die Silbe Schar stehe für Heeresanteil, Schar oder Truppe. Laut der allgemeinen Ortsnamensforschung sollen die Orte mit der Endsilbe „heim“ in der Zeit um 700 bis 800 entstanden sein, also in fränkischer Zeit. Demnach wäre Scharmede also eine Siedlung fränkischer Soldaten gewesen.Im Jahre 1015 waren die Bewohner von Scharhem längst keine fränkischen Krieger mehr, sondern bestellten als friedliche Bauern die Äcker. Landbesitze des Domklosters und des Benediktinerklosters Abdinghof im mittelalterlichen Scharmede prägten in der folgende Zeit die Geschehnisse.
Das Scharmeder Wahrzeichen:
Der Speicher auf dem Hof Schulte-Alpmann erinnert heute noch an vergangene Zeiten. Erbaut wurde er im Jahre 1589 von Heinrich und Katharina Schulte und diente lange Zeit als Kornspeicher.
Er überstand sowohl die Brandkatastrophe 1669 als auch die Vernichtung des Hofes durch Feuer beim Einmarsch der amerikanischen Truppen am 1.4.1945.
Heute dient er nach liebevoller Restauration als Treffpunkt für zahlreiche Veranstaltungen.
Die Kirche:
Bis 1891 gehörte Scharmede zur Pfarrei Thüle, doch bereits vorher besaß Scharmede eine eigene Kapelle, die 1467 sogar mit einer eigenen Glocke ausgestattet wurde. Der Thüler Pfarrer war verpflichtet, an vier Sonn- und Feiertagen im Jahr den Gottesdienst in Scharmede zu halten.
Bei der verheerenden Brandkatastrophe im Jahre 1669 fiel auch die Scharmeder Kapelle den Flammen zum Opfer. In den folgenden Jahren wurde erneut eine Kapelle gebaut, deren genaues Baudatum sich jedoch nicht eindeutig bestimmen lässt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg das Verlangen nach einer eigenen Pfarrei stetig an. Nach zahlreichen Verhandlungen erhielt die Kapellengemeinde Scharmede am 1.April 1891 ihren eigenen Geistlichen.
Am 20. Juli 1905 wurde dann der Grundstein für die neue Kirche gelegt, die am 20. August 1906 von Bischof Wilhelm Schneider konsekriert und den Apostelführern Petrus und Paulus geweiht wurde, während die heilige Katharina, die bisherige Kapellenpatronin, zur Nebenpatronin wurde.
Die Schule:
Die Geschichte der Scharmeder Schule ist in ihren Anfängen nur sehr schwer zu ermitteln. Man nimmt an, dass der erste Schulmeister etwa im Jahre 1667 seine Tätigkeit in Scharmede aufnahm. 1850 begann dann der Neubau eines Schulgebäudes am Standort des heutigen Ehrenmahles. Mit der Einrichtung der 2. Klasse wurde dann 1892 ein neues Schulgebäude bezogen, welches 1900 noch einmal erweitert wurde. Durch stetiges Anwachsen der Schülerzahl wurde 1921 eine dritte Lehrkraft eingestellt, die aufgrund akuten Platzmangels im längst zu klein gewordenen Schulhaus, in der Schützenhalle oder sogar im Wirtshaus unterrichten musste. Nach langen Verhandlungen wurde 1925 der Bau der dritten Klasse genehmigt.
Nach dem Krieg stieg die Schülerzahl aufgrund von Zuzügen dermaßen an, dass das alte Schulgebäude zu klein wurde.1957 wurde dann mit dem Neubau des heutigen Schulgebäudes begonnen.
Die Schützenhalle:
Im Jahre 1911 wurde diese Vereinshalle in Gemeinschaftsarbeit durch die Schützenbruderschaft und den Krieger-, Landwehr- und Reserveverein errichtet.
Der Bahnhof:
1884 erhielt Scharmede einen eigenen Bahnhof an die bereits 1850 fertig gestellte Bahnstrecke Paderborn- Hamm. Den Grunderwerb sowie die Baukosten des Bahnhofgebäudes übernahm die Gemeinde. 1885 verhandelte man über die Einrichtung eines Güterbahnhofes, 1918 konnten dann nach schließlich die ersten Güter verladen werden. Später wurde der Güterverkehr dann wieder eingestellt.
Erste Betriebe:
Neben den zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben spielten in früherer Zeit auch zwei Ziegeleien, sowie eine Getreidemühle eine wichtige Rolle.
Im Jahre 1828 hatte bereits eine gemeindeeigene Ziegelei ihre Arbeit aufgenommen. Das Gebäude befand sich im Bereich der heutigen Schützenhalle und bestand insgesamt aus fünf Gebäuden, einem Brennofen, einem Brennhaus, zwei Trockenhäusern und einem Wohnhaus für den Pächter. 1852 wurde die Ziegelei dann abgebrochen.
Eine weitere, jedoch private Ziegelei befand sich am sogenannten Henschensberg nahe der Elsener Grenze. Der typische gelbweiß gebrannte Scharmeder Ziegelstein diente lange Zeit auch benachbarten Orten als Baustoff.
1887 entstand mit dem Bau einer dampfbetriebenen Getreidemühle eine weitere gewerbliche Betriebsstätte. 1902 erneuert und 1904 um eine Sägemühle erweitert ist daraus schließlich ein heute noch existierender Betrieb entstanden.
Die Verbesserung der Infrastruktur:
Die Verbesserung der regionalen Infrastruktur begann berits im 19.Jh mit dem Ausbau des innerörtlichen Wege- und Grabennetzes. Um die Jahrhundertwende wurden dann die überörtlichen Achsen Salzkotten-Bentfeld sowie Thüle-Paderborn ausgebaut. Mit der Verbesserung des Straßennetzes konnten nun auch neue Wohnsiedlungen geschaffen werden. In den folgenden Jahren wurden somit die Bahnhofssiedlung, die siedlung am Hallenberg sowie zahlreiche kleinere Bebauungspläne realisiert. Es folgte der Bau der Aachener Siedlung, der Bebau der Teichwiesen, sowie der der Sandgärten. Die Lückenschließung zwischen Aachener Siedlung und Bahnhofssiedlung sowie das Neubaugebiet „Auf dem Berge“ schließen den Kreis. Die örtlichen Straßen wurden weiterhin ausgebaut, seit 1962 gehört die Verbindungsstraße Thüle-Scharmede-Elsen sogar dem Kreis. 1955 wurde das Pumpenhaus in Betrieb genommen und sorgte so für eine ausreichende Wasserversorgung. 1961 beschloss die Gemeinde dann den Bau einer Kanalisation.
Zahlreiche öffentliche Neubauten wie das Jugendheim, das Feuerwehrgerätehaus, die Friedhofskapelle, der Kindergarten, das Ehrenmahl und die neuen Sportplatzanlagen schließen als einige Beispiele diese Verbesserungsmaßnahmen ab.
Partnerschaft mit Cerisy-la-Forêt
Bereits seit 1973 pflegen die Scharmeder diese intensive Beziehung zu ihrer französischen Partnergemeinde. Die Neugestaltung des Ortskernes mit dem Cerisy-Platz sowie regelmäßige Besuche zeugen von der Bedeutung dieser deutsch-französischen Freundschaft.
Scharmede heute:
Das ständige Streben der Scharmeder nach Verbesserungen innerhalb des Dorfes haben dazu geführt, dass die Einwohnerzahl auf über 2400 angestiegen ist. Der Ausbau des Kindergartens, zahlreiche Neubaugebiete sowie der Neubau dreier Landenlokale zeigen, dass sich Scharmede auch in Zukunft stetig weiterentwickeln wird.
Martin Kesternich / 2002